TEIL 15
Alice sagte: „Ich glaube, etwas passiert, etwas Wichtiges.“ Sie schaute mit dem inneren Auge in die Ferne, um zu sehen, was vor sich ging auf der Welt. Sie erblickte aufgebrachte Menschen. Sie schrien, sie forderten Freiheit! Ihnen gegenüber standen Soldaten. Ein Befehl wurde gebellt. Die Männer in Uniform richteten ihre Gewehre auf die Menge vor ihnen. Ein blonder Soldat mit rosiger Haut und hellblauen Augen, die wie unschuldig unter seinem Helm hervorblinzelten, starrte einer Frau ins Gesicht. Sie hatte sich vor ihm aufgebaut. Sie fluchte und weinte. Der Soldat regte sich nicht, er musste an seine Mutter denken. Eine unsichtbare Hand schien sein Gewehr niederzudrücken. Der Kamerad neben ihn bemerkte es und atmete erleichtert auf. Auch er senkte seine Waffe. So ging es die ganze Reihe durch. Der, welcher das Kommando gebrüllt hatte, besah sich seine Mannschaft. Seine Hände zitterten. Ihm wurde klar: Sie würden nicht mehr auf ihn hören. Außerdem hatte er auch gar keine Lust mehr dazu, grausame Befehle zu geben. „Die Soldaten sind unsere Brüder!“, rief ein Mann aus der Masse heraus. Da schlossen sich die Soldaten den Zivilisten an, erst zögernd, schließlich mit Begeisterung. Gemeinsam liefen sie auf das Reichstagsgebäude zu.
Eine Art Ruck ging durch den Planeten. Die Frequenz des planetarischen Bewusstseins veränderte sich. Offenbar hatten die Infektionen, ausgelöst von den Bewohnern Europas, ihre Wirkung gezeigt. „Die Resonanz vergrößert sich“, sagte Alice erfreut, „sie breitet sich aus und vertieft sich. Bald wird die Menschheit eine neue Stufe der Entwicklung erreicht haben.“
Karen stimmte ihr zu. „Die Regierung hatte recht: Es war ein Angriff der Aliens, – und jetzt scheinen sie zu gewinnen.“
„Gewiss Karen, es war und ist ein Angriff auf die Wahnideen, ein Angriff auf die Illusion, dass jeder ein von allem anderen getrenntes Wesen ist, ein Angriff auf die Idee, der Mensch wäre nur ein Mittel, das jedem beliebigen Zweck zu dienen hat. Die Menschheit verliert und gewinnt. Und jene, die festhalten an alten Strukturen, werden jammern und zittern. Ihre Macht wird schwinden, ihr Reichtum, der in Wahrheit nichts anderes ist als Armseligkeit, wird ihnen wie Wasser aus den Händen fließen, bis nichts mehr übrig bleibt, wozu sie sagen könnten: Das gehört mir. Aber der Gewinn übersteigt bald die Verluste. Sie werden begreifen, wer sie sind und woher sie kamen, dass man Teil der kosmischen Gemeinschaft ist, verbunden mit den Seelen auf anderen Himmelskörpern. Wir alle sind eine Familie. Einige Familienmitglieder sind alt, andere sind Kinder und wissen nicht, was sie tun. Sie haben noch zu lernen. Die Menschheit beginnt erst, aus ihren Kinderschuhen herauszuwachsen. Sie wagt ihre ersten Schritte als erwachsene Gesellschaft. Ja wir Aliens haben die Erde angegriffen, auf unsere Art. Wir hoffen, es wird keine Verlierer geben.“
Karen stand auf. „Philip?“
Sie gingen zu ihm. Er lag wie schlafend da. „Philip?“, sagte Alice laut.
Er sah aus wie ein Kind, verloren in süßen Träumen.
„Ob er sich entsinnen wird?“, fragte Karen.
„Wir können hoffen, mehr nicht. Die Hoffnung ist allerdings ein unzuverlässiger Geselle.“ Alice legte ihre Hand auf Philips Schulter.
Er schlug die Augen auf, seine Pupillen sprangen unruhig hin und her. „Wo bin ich?“
„Du bist in Sicherheit, in den Bergen, hier bei uns. Schau nur, Karen ist auch da. Du erkennst sie doch, oder?“
Philip sah zu Karen hinüber. Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Bin ich in Sicherheit?“
„Ja“, versprach Alice, „du bist in Sicherheit.“
„Ich kenne euch nicht“, flüsterte er.
„Du wirst dich erinnern.“
„Ich bin so müde.“
„Dann schlafe Philip, schlafe!“
„Wer ist Philip? Das ist ein lustiger Name.“
„Schlafe und träume, träume von etwas Schönem, von einer guten Welt!“
Philips Augen fielen zu.
Karen blickte Alice fragend an. Die schüttelte nur den Kopf, schwieg eine unerträgliche Weile und sagte: „Sieht nicht gut aus. Er muss gründlich untersucht werden, unten, auf dem Meeresgrund. Er erkennt uns nicht mehr. Eventuell ist seine Erinnerung fort, ich meine, fast seine gesamte, sodass er nichts mehr von Europa weiß, auch nichts von der Erde. Möglicherweise wird man ihm eine neue Erinnerung einpflanzen, damit er sich irgendwo zurechtfinden kann. Wo würde er sich wohler fühlen, unter Wasser oder auf dem Erdboden?“
„Ich denke, es hat ihm gefallen, als Mensch zu leben“, flüsterte Karen. In ihren Augen schwammen Tränen und Verzweiflung.
Alice nickte. „Die Erdkolonie wird ihren Protest gegen die Regierung auf Europa zum Ausdruck bringen. Der Schaden, der durch Chrochro entstanden ist, ist kaum wiedergutzumachen. Ich kenne ihn, er arbeitet für die Regierung des Europas. Man wird sich gut um Philip kümmern in unserer Kolonie auf dem Meeresboden. Ich muss jetzt auch nach meiner Tochter sehen.“
Die Wärme wollte gar nicht mehr enden, die Luft stand unbewegt über den Feldern. Alice und Karen fuhren mit dem Cabriolet die Landesstraße entlang, die sich staubig durch die Rapsfelder schlängelte. Sie bemerkten den Bauern. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gewiss freute er sich auf den Feierabend und auf eine anständige Mahlzeit. Alice bremste ab. Der Wagen kam neben dem Bauern zum Stehen. Freundlich schaute er sie an und grüßte nickend.
„Guten Tag!“, rief Alice ihm zu. „Könnten Sie uns bitte sagen, wie wir zum nächsten Dorf kommen?“
Er trat näher heran, fast scheu. Das sei einfach, erklärte er, man müsse nur immer geradeaus fahren.
„Na dann sind wir ja auf dem richtigen Weg!“, meinte Alice. „Schön haben Sie es aber hier. Die Landschaft wirkt sehr friedlich.“
Der Bauer nickte. „Ja ruhig ist es, nicht so verrückt wie manch anderenorts. Man ist eben zufrieden mit dem, was vor einem liegt. Jetzt muss ich aber nach Hause. Meine Frau wartet schon mit Essen auf mich. Leben Sie wohl!“
„Leben auch Sie wohl!“, Alice und Karen ihm zu und fuhren weiter.
Vor ihnen lag das Dorf.
„Er ist zufrieden“, sagte Alice.
„Er hat uns nicht erkannt, nicht wahr?“
„Nein, hat er nicht.“
„Er lebt ein neues Leben“, sagte Karen leise, mehr zu sich selbst als zu ihrer Freundin.
„Ja, und wir leben unser altes weiter. Jeder hängt an einem Schicksalsfaden.“
Karen blickte sich um. Dahinten wuchsen Flachs, Raps und Hanf. Dort lebte ein Bauer sein Leben. Er konnte sich nicht an mehr entsinnen, als an die Kindheit und Jugend, die man ihm eingepflanzt hatte. „Gewiss, jeder baumelt an seinem Faden“, flüsterte Karen.
ENCELADUS
Seit
mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann
er frei seine Flügel entfalten
und
die Stille der Sterne durchspalten, –
denn
er muss meiner einsamen Nacht
nicht
mehr die ängstlichen Hände halten …
Rainer Maria Rilke
Engelieder
Nun war sie wirklich hier, in Deutschland, diesem schrecklichen Deutschland im kalten Herzen Europas. Nieselregen hing seit Stunden in der Luft. Himmel und Hauswände teilten sich das gleiche Grau. Das Chaos war voll im Gange: Die Regierung führte einen verzweifelten Kampf gegen die Unzufriedenen sowie gegen die Alien-Anhänger. Dieser Kampf glich beinahe schon einem Rückzug. Die Speerspitze der Anarchisten bildeten die sogenannten Infizierten, die von den Außerirdischen des Mondes Europa kontrolliert wurden. Sie wusste: Diese Infizierten konnten andere anstecken, sie in fanatische Zombies verwandeln, die bereit wären, für die irrsinnigen Ziele einer außerirdischen Macht in den Kampf zu ziehen. Europa würde zuerst fallen, dann der Rest der Welt. Noch blieb Asien verschont, aber das könnte sich bald ändern. Allein sie war in der Lage, den Irrsinn aufzuhalten. Es schien unglaublich, aber es war so. Sie, eine einzelne Frau, verfügte über die Macht, die Aliens in ihre Schranken zu weisen.
Sie galt als kleine Berühmtheit, seit ihr Mann dort hochgeflogen war, zu dieser frostigen Hölle, die den Saturn umkreiste. Das Erlebnis, das sie vor Kurzem in Korea gehabt hatte, wiederholte sich in ihrem Geist. Sie war vom Einkaufen zurückgekehrt. Die Sonne stand heiß über Seoul. Dann war es geschehen, das Unglaubliche.
Sie schüttelte die Erinnerungen ab wie ein lästiges Insekt. Jetzt war sie ganz auf die Gegenwart konzentriert. Ihr neuer Instinkt ließ sie rechts abbiegen. Sie betrat einen Parkplatz, auf dem fünf Polizisten versuchten, einen Mann einzukreisen. Es gelang ihnen offensichtlich nicht. Es konnte ihnen nicht gelingen, da dieser Mann einer von den Infizierten war. Mit hoffnungsloser Mimik zogen die Beamten ihre Waffen, wohl wissend, dass sie damit keinen Erfolg haben würden. Und richtig, unversehens befand sich der Infizierte hinter ihnen. Sie konnten nicht begreifen, wie er das gemacht hatte. Als sie von ihnen bemerkt wurde, schauten sie noch hoffnungsloser drein. Wenn das auch eine von denen wäre, dachten sie wohl, hätten sie nichts mehr zu lachen. Für einen Augenblick schien der Infizierte verwirrt, als wäre etwas Unbegreifliches in den Radius seiner Wahrnehmung getreten. Zeitlos schnell packte sie sein Handgelenk und schleuderte ihn wie eine Puppe herum. Er krachte gegen eine Limousine.
„Vorsichtig!“, rief Min-Jee. Fast gleichzeitig schoss einer der Polizisten dem Mann ins Herz, sodass er zu Boden sackte. Ungläubig glotzen die Polizeibeamten auf den Infizierten. Es war das erste Mal, dass einer dieser angeblich Unbesiegbaren ihnen unterlag. Nach und nach richteten sich ihre Blicke auf Min-Jee.
„Halt!“, bellte einer der Polizisten und zielte mit seiner Pistole auf sie.
Rasch schubste Min-Jee sie alle um. Ehe sie begriffen, wie ihnen geschah, lagen sie am Boden. Mit unbändiger Kraft packte sie einen der Männer am Kragen und zog ihn hoch. „Ab jetzt wirst du ein Kämpfer sein“, sagte sie und schaute ihm fordernd in die Augen.
Der Polizist zuckte und zitterte. Er wurde von einer unbekannten Macht hin und her geworfen.
Kwang fühlte sich dick, aber er hatte nicht wirklich zugenommen, nur der Anzug, in dem er steckte, vermittelte ihm dieses Gefühl. Die Maße des Schutzanzuges mussten einfach so gewaltig sein, immerhin sollten damit zweihundert Grad minus ausgeglichen werden. Die Oberfläche von Enceladus speicherte keine Wärme, was dort an Sonnenlicht auftraf, wurde von der weißen Landschaft reflektiert. Überall lagen glitzernde Körnchen herum, feiner als der Schnee auf der Erde. Sie hatten ihren Ursprung in den Fontänen. Sie durchbrachen kraftvoll die Oberfläche und Wasser und Silikate schossen weit hinaus bis in den Himmel. Das Wasser, das die unterirdischen heißen Quellen ausspien, gefror sofort. Ein Teil davon fiel auf den Boden des Saturnmondes nieder und machte jenen feinen Schnee aus, der alles unsagbar hell erscheinen ließ. Ohne das getönte Glas seines Helmes würde er erblinden. Die restlichen Eispartikel und Silikate flogen so weit ins All hinaus, dass sie einen Teil des Saturnringes bildeten, den Kwang jetzt in märchenhafter Pracht über sich erblickte. Hier draußen konnte man immerzu den Saturn sehen, denn Enceladus wandte, wie auch der Mond der Erde, seinem Planeten ständig nur ein und dieselbe Seite zu. Knapp dreißig Kilometer Eis lagen zwischen Kwang und dem unterirdischen Meer, in dem eventuell Leben existierte. Seine beiden Kollegen saßen jetzt in der gemütlichen Kuppel, die ihnen als zu Hause diente, bis ihre Mission abgeschlossen sein würde. Ihn hatte es erwischt, er hatte das kleine Stück Papier gezogen und musste so den Außenauftrag aufführen! Es galt, den Roboter zu warten. Es gab wohl Probleme mit der Stromversorgung. Welcher Akku fühlte sich schon bei minus zweihundert Grad wohl? Kwang sah zum dunklen Punkt hinüber, der ihnen von Anfang an aufgefallen war. Vielleicht ein Meteorit dachte er, der seltsamerweise nicht in die Eisschicht eingedrungen war und von dem der Schnee immer wieder abrutschte. Nach dem nächsten Schlafzyklus wollten sie der Sache auf dem Grund gehen. Er kratzte mit einem Spachtel an der Maschine herum. So, der Roboter funktionierte wieder. Es war doch nicht die Batterie gewesen, sondern zu viel Schnee hatte sich festgesetzt. Kwang freute sich darauf, in die Wohnkuppel zu zurückzukehren. Der schwarze Punkt lag auf einer kleinen Anhöhe. Dieser verdammte Punkt sollte eigentlich nicht existieren! Der Roboter würde es nicht hinaufschaffen. Sie hatten festgestellt, dass menschliche Beine besser geeignet waren durch den Schnee zu kommen als die Räder des Roboters. Was sie wohl dort vorfinden werden? Langsam tappte er vorwärts. Er zuckte zusammen. Etwas hatte sich bewegt. Es sollte sich hier aber nichts bewegen, mit Ausnahme des Roboters! Und doch lief dort etwas herum. Es war dunkel, bräunlich und flink. Kurz lugte es hinter der Kuppel hervor, verschwand aber sogleich wieder aus seinem Blickfeld. Kwangs Herz pochte, Panik breitete sich in ihm aus. War das, was er sah, eine Halluzination, die sein Gehirn wegen der monotonen Landschaft und der immer gleichen Gesellschaft ausgebrütet hatte? Er wusste nicht, was zu bevorzugen wäre: den Verstand zu verlieren oder einer unheimlichen Lebensform begegnet zu sein, an einem Ort, an dem es kein Leben geben dürfte! Wenn das ein Tier gewesen war, was fraß es? Schnee? Es herrschten immerhin zweihundert Grad minus. „Ich habe etwas gesehen“, krächzte er ins Mikrofon.
„Was hast du gesehen?“, fragte Lu, das chinesische Teammitglied, zurück.
„Weiß nicht. Ein Tier vielleicht.“
„Die Oberfläche von Enceladus ist nicht bewohnt. Die letzte Sonde ist vor zwei Monaten vorbeigeflogen, so nahe, dass sie den Schneeball fast gestreift hätte. Sie hat nur Schnee gefilmt, nur Schnee und den unbeweglichen dunklen Fleck, den wir uns bald ansehen werden, der wahrscheinlich aus irgendeinem vulkanischen Zeug besteht. Hier gibt es nur Eis, Pulverschnee und etwas Silikat dazwischen. Die Atmosphäre besteht aus ...“
„Ich weiß“, unterbrach Kwang, „aber vielleicht konnte die Sonde nicht alles erkennen.“
„Fakt ist, es gibt keine Tiere hier. Unten mag sein, am Grund des unterirdischen Meeres, wo es wärmer ist. Auf der Oberfläche erstarrt jedes Tier, sie ist einfach zu kalt ...“
„Oh Mist – es ist wieder da!“, rief Kwang, bevor es ihm die Sprache verschlug. Er erblickte ein untersetztes Männchen in einem Pelzmantel. Die Gestalt schien zu grinsen. Jetzt beugte sich das Wesen vorn über und lief auf allen vieren auf den dunklen Fleck zu. Nun erkannte er ganz deutlich: Es war doch kein Männchen, was sich dort rasch und mit weiten Sprüngen fortbewegte und dabei jede Menge Schnee aufwirbelte.
„Ein Affe“, rief er, „ein Affe im Schnee!“
„Machst du Witze? Bist du dir sicher, dass es keine Wahrnehmungsstörung ist?“
„Er ist wieder fort. Ich bin mir bei nichts mehr sicher“, sagte Kwang. „Ich gehe hinter die Kuppel und suche nach Spuren.“
Er hüpfte wie ein Känguru. Diese Art des Vorwärtskommens war die effektivste bei geringer Schwerkraft. Hinter der Kuppel fand er sie, die Spuren. Vier Zehen zählte er.
Nachdem Kwang die Kuppel betreten hatte, gestikulierte er aufgeregt. Die beiden anderen sahen ihn mit großen Augen an. „Vier Zehen hat das Ding. Sieht aus wie eine Art Affe oder ein kleiner Bär. Hoffentlich ist es nicht gefährlich. Steckt die Kälte locker weg das Vieh. Ich meine, ihr wisst, selbst ein Eisbär wäre hier in spätesten zwei Sekunden erfroren. Und es ist real. Die Spuren sind da, direkt neben unserer Kuppel.“
„Morgen werden wir nachsehen“, mit morgen meinte Lu, nach der nächsten Schlafphase.
„Das wäre eine Schlagzeile: Die Raumfahrer des CJK-Staates, aus den stolzesten Völkern Asiens bestehend, China, Japan und Korea, entdecken Leben auf der Oberfläche des Saturnmondes Enceladus! – Was für eine Schlagzeile, da würden die Europäer aber gucken. Und wir sind persönlich hier. Die schicken immer nur Roboter. Unsere Namen werden in den Geschichtsbüchern verewigt. Kaito aus Japan, Lu aus China und Kwang aus Korea, wird dort zu lesen sein, entdeckten fremdes Leben in den Weiten des Alls, nämlich einen Eisaffen, einen Mondmenschen. Gewiss werden wir dem Tierchen einen Namen geben dürfen“, meinte Kaito, er wußte selbst nicht, ob er es ernst meinte oder scherzte.
„Die in Europa haben ja auch schon Außerirdische entdeckt“, warf Lu ein.
Kwang winkte ab. „Nichts haben sie entdeckt. Sie wurden vielleicht entdeckt, von etwas Gefährlichem. Jetzt drehen sie durch in Brüssel und Berlin. Die haben alle eine Krankheit oder so. Das war das Letzte, was ich darüber gehört habe.“
„Ja, unser Auftrag ist bereits erfüllt. Europa wird den wirklich großen Nationen weichen müssen und auf die Unbedeutsamkeit der USA schrumpfen“, triumphierte Kaito.
„Also melden wir es der Erde“, sagte Lu und setzte sich ans Funkgerät. Nach einigen Minuten drehte er sich enttäuscht um. „Wir bekommen kein Signal. Alles rauscht. Mag sein, eine elektromagnetische Störung ist schuld, oder was weiß ich.“
„Verdammt“, fluchte Kwang, „deswegen sind wir extra hier, weil man meinte, auf Enceladus gäbe es solche Störungen nicht, sonst hätten sie uns nach Ganymed geschickt, wie ursprünglich geplant.“
„Es sollte an der Oberfläche ja auch kein Leben vorkommen. Alles ist unberechenbar geworden“, sagte Lu. „Die gute Nachricht: Morgen kommt schönes Wetter.“
„Sehr witzig“, kicherte Kwang trocken, „das Wetter wechselt hier nur alle Millionen Jahre einmal. Solange wir uns vom Südpol fernhalten, werden wir zumindest nicht von den Fontänen mit hinauf in eine Umlaufbahn um den Saturn gerissen und enden nicht als Teil des Ringes.“
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